Partielle Über- oder Unterbelichtung kann man, in Grenzen, ausgleichen.
Es passiert wohl jedem Fotografen einmal, dass er ein tolles Motiv sieht und dann aus der Hüfte schnell den Moment einfängt. Wohl gerade sehr oft auch im Urlaub, wo man schnell mit der Automatikeinstellung Eindrücke und Erinnerungen sammeln will.
Doch es ist auch schon so manchen Berufsfotografen passiert. Also keine Panik. Meist stellt man es dann zu Hause bei der Durchsicht der Bilder fest und ärgert sich dann etwas. Warum ist einem das nicht schon bei der Aufnahme aufgefallen?
Das Warum es zu stellenweisen Über- oder Unterbelichtungen kommen kann, ist leicht erklärt.
Es fällt einem meist erst zu Hause auf: Das schöne Bild vom Souck in Marokko, durch den Torbogen aufgenommen, ist entweder unter- oder überbelichtet. Dabei sah das doch völlig normal aus.
Das menschliche Auge ist unerreicht und auch die Datenverarbeitung in unserem Kopf funktioniert bestens. So sehen wir diese punktuellen Über- oder Unterbelichtungen nicht sofort beim Betrachten der Szene. Unser Auge und Gehirn gleichen das sehr viel aus.
Anders unsere Kamera. Sie bemüht sich auch einen Mittelweg zu finden zwischen all dem Hell und Dunkel. Doch dieser Mittelweg kann, je nach Messpunkt / Fokuspunkt, variieren.
Ich will das an dem oben zu sehenden Beispielbild etwas erklären.
Man sieht hier, rechts an der Lok vorbei, das Ende der Unterführung. Der Belichtungspunkt lag auf der Lok. Ich wollte den an mir vorüber rauschenden Güterzug noch bildlich einfangen und hab dabei wenig auf die Umgebung geachtet. Somit war so weit alles noch okay, bis auf das letzte Bilddrittel rechts.
Da es sich um ein RAW handelte, versuchte ich das ganze etwas zu retten.
Zuerst indem ich es in Adobe Lightroom automatisch entwickelte.
Das brachte schon etwas mehr Licht in die dunklen Bereiche, aber auch mehr Licht in den hellen Bereich am Ende der Unterführung.
Alles manuell vom Ausgangsbild digital zu bearbeiten, also zusätzlich zur Überbelichtung noch den unterbelichteten Bereich zu bearbeiten schien mir dann doch zu zeitaufwändig. Also beließ ich die automatische Entwicklung und nutzte diese dazu, mich nur um die Überbelichten-Bereiche zu kümmern.
Die Bilder unten von links nach rechts:
Links
Mit dem Maskenpinsel, mit weicher Kante, markierte ich großzügig den zu hellen Bereich des Bildes. Großzügig deshalb, weil ich ja weiche Übergänge zum restlichen Bild erhalten wollte. Dann mittels der Einstellungen Licht, Kontrast, Tiefen, Weiß, Schwarz, Schärfe usw. bearbeiten.
Mitte
Danach nochmals mit dem Maskenpinsel, auch wieder mit weicher Kante, den eigentlich hellen Teil markieren und wiederum ganz fein in den oben genannten Einstellungen nachjustieren.
Rechts
Jetzt noch die Überbelichtung oben an den Deckenträgern der Unterführung bearbeiten. Auch mit dem Maskenpinsel, auch wieder mit weicher Kante und den oben genannten Einstellungen nachjustieren.
Doch dann der Schreck!
Mir war nicht aufgefallen, dass ich am rechten Rand und bei einigen Fahrleitungen und Masten chromatische Aberration im Bild hatte.
Chromatische Aberration macht sich Verfärbungen am Rand von Objekten bemerkbar und tritt dann auf, wenn Farben von der Linse falsch gebrochen werden. Es handelt sich um Linsenfehler, die in bestimmten Aufnahmesituationen vorkommen können.
Linkes Bild
Das sieht dann recht unschön aus. Manchmal, wenn man nur kurz ein Bild auf dem Monitor betrachtet, fällt es einem manchmal noch nicht einmal auf. Aber wen man das Foto dann z. B. als Poster an die Wand hängt, mit großer Vergrößerung, oder auch nur auf dem Monitor bei höchster Auflösung anzeigen lässt, wird aus dem schmalen Bildfehler ein dicker Balken. Der sofort in Auge springt.
Rechtes Bild
Diesen Abbildungsfehler kann man in einigen Bildbearbeitungsprogrammen zum Glück fast schon auf Knopfdruck entfernen. Adobe Lightroom hat das zum Beispiel „on Board“.
Da bleibt dann nur noch, das Ergebnis zu zeigen.
Man erkennt nun am Ende der Unterführung die Bäume und Pflanzen und den Verlauf des Weges. So hatte ich die Szene auch in Erinnerung. Die Träger über der Unterführung sind schön zu sehen. Die Lok ist nicht ganz so überbelichtet im vorderen Teil und die etwas hellere Belichtung der Träger am Ende der Überführung ist normal und nicht zu stark.
Wie der Zug an mir vorbeirauschte, zeigt schön die Unschärfe am linken Rand.
Sicher kein weltbewegendes Bild, aber als Beispiel was machbar ist, recht gut zu gebrauchen.

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