
Auch wenn in einem Fotobuch die Bilder das Wichtigste sind, ganz ohne Text geht es nicht
Unsere Sichtweise hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte verändert. Schuld daran ist ausnahmsweise nicht das Internet, sondern die vielen Presseprodukte, die uns im Laufe unseres Lebens begegneten. Sie prägten unsere Sichtweise auf das Layout und wie wir Texte und Bilder wahrnehmen. Und so ist es heute auch bei Fotobüchern, deren Layout wir ja meist von den großen Magazinen aus der Erfahrung her übernehmen.
Was hat unsere Sichtweise so geprägt?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zurück in die 60er und 70er Jahre.
Die 60er und 70er Jahre waren eine bedeutende Zeit in der Geschichte, die von vielen Veränderungen und kulturellen Umwälzungen geprägt waren. Hier sind einige der Gründe, warum diese Zeit so besonders war:
Gesellschaftliche Umwälzungen: In den 60er und 70er Jahren kam es zu bedeutenden sozialen Veränderungen, insbesondere in den USA. Bürgerrechtsbewegungen kämpften für die Gleichberechtigung von Afroamerikanern, Frauen und LGBTQ+-Personen. Außerdem entstand eine Anti-Kriegs-Bewegung gegen den Vietnamkrieg.
Musik: Die 60er und 70er Jahre waren auch eine Blütezeit für die Musik. Die Beatles, The Rolling Stones, Jimi Hendrix und Led Zeppelin waren nur einige der Künstler, die in dieser Zeit bekannt wurden. Auch die Hippie-Bewegung prägte die Musik mit ihrer Vorliebe für Folk und Psychedelic Rock.
Popkultur: Die Popkultur hatte in dieser Zeit ihren Durchbruch. Filme wie „Easy Rider“ und „Der Pate“ wurden zu Klassikern, und die Mode wurde von neuen Trends wie Miniröcken, Plateauschuhen und Batik-Prints geprägt.
Künstlerische Bewegungen: Künstlerische Bewegungen wie die Pop-Art und der Minimalismus waren in den 60er und 70er Jahren sehr beliebt und haben bis heute Einfluss auf die Kunstszene.
Insgesamt waren die 60er und 70er Jahre eine Zeit des Wandels und der Kreativität, die unsere Gesellschaft und Kultur nachhaltig beeinflusst hat.
In Deutschland, aber auch darüber hinaus, prägte ein Mann das Bild der Buch- und Verlagsszene, ein Mann: Willy Fleckhaus.
Willy Fleckhaus war ein bedeutender deutscher Grafikdesigner und Art Director, der von den 1950er bis in die 1980er Jahre tätig war. Er war maßgeblich an der Gestaltung vieler einflussreicher Zeitschriften und Bücher beteiligt und prägte damit das visuelle Erscheinungsbild der deutschen Kultur- und Medienlandschaft.
Fleckhaus zeichnete sich durch seinen innovativen Umgang mit Typografie und Bildsprache aus und war auch ein Vorreiter im Einsatz von Farbe und modernen Drucktechniken. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Gutenberg-Preis. Er war maßgeblich daran beteiligt, den Text als Gestaltungsmittel einzuführen.
Fleckhaus war auch als Lehrer und Dozent tätig, unter anderem an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg und an der Kunstakademie Düsseldorf. Er starb 1983 in Hamburg. Sein Werk hat bis heute großen Einfluss auf die deutsche Grafik- und Designszene.

1960 gründete Fleckhaus zusammen mit dem Verleger Gerd Bucerius das Magazin "Twen", das er visuell prägte und zu einem wichtigen Sprachrohr der 1968er-Bewegung machte.
Das Magazin TWEN war in mehreren Aspekten wegweisend:
Das Magazin war in den 1960er Jahren führend in der Berichterstattung über die gesellschaftlichen Umwälzungen und kulturellen Veränderungen dieser Zeit. Es behandelte Themen wie die Frauenbewegung, die sexuelle Revolution, die Studentenbewegung und den Vietnamkrieg, die zu dieser Zeit noch weitgehend tabu waren.
TWEN gab jungen Talenten eine Plattform und förderte eine neue Generation von Autoren, Fotografen und Künstlern. Zu den bekanntesten Mitarbeitern gehörten Günter Wallraff, Tomi Ungerer, F. K. Waechter und Rolf Dieter Brinkmann.
TWEN war ein Vorreiter im Bereich des modernen Magazindesigns. Es verwendete eine klare Typografie, eine innovative Seitenaufteilung und großformatige Bilder, um eine visuelle Sprache zu schaffen, die bis heute Einfluss auf den Designstil von Magazinen hat.
TWEN wegweisend in Bezug auf Design, Themen, Persönlichkeiten und Leserbindung und hatte einen großen Einfluss auf die Jugendkultur der 1960er Jahre.


Es war, nicht alleine durch TWEN, aber zum größten Teil eben, die Geburtszeit der modernen Bildermagazine und hatte auch Einfluss auf die Gestaltung der großen Nachrichtenmagazine. Viele werden sich noch an die großartig gestalteten Bilderstrecken im STERN erinnern. Oder an GEO. Ja selbst BRAVO wurde, was Typografie und Layout angeht, mit von dieser Zeit beeinflusst. Heute findet man diese, damals begonnene, Symbiose von Bild und Text und Text und Bild in sehr vielen, vor allem hochwertigen Druckerzeugnissen.
Wir sollten uns bei der Gestaltung unserer Fotobücher daran orientieren.
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